Freitag, 25. August 2017
Vertrau' auf Gott und halt' dein Pulver trocken.
Ein wirklich schwerer Junge hat wenig Hemmungen im Umgang mit der Justiz, denn er kennt seine Rechte. Was er nicht weiß, weiß dafür sein Anwalt. Und das ist mit Sicherheit kein x-beliebiger Feld-Wald-Wiesen-Anwalt, sondern ein hochkarätiger Vertreter seines Standes. Beate Zschäpe wird mittlerweile von fünf Anwälten verteidigt. Der Richter legt sich seit Jahren eine eiserne Disziplin auf, damit ihm nur ja kein Wort entschlüpft, das ihm als Vorverteilung der Angeklagten im Mund herum gedreht werden könnte. Wir bezahlen mit unseren Steuern Millionen dafür, dass diese Frau ein faires Verfahren bekommt. Uns Biederfrauen und -männern rutscht dagegen schon das Herz in die Hose, wenn wir nur ein gerichtliches Schreiben erhalten. Aber wir haben dasselbe Recht wie Beate Zschäpe auf ein faires Verfahren, auch wenn wir nicht wegen des Verdachts auf Terrorismus vor Gericht stehen, sondern wie ich lediglich unsere Mutter betreuen und unser rechtmäßiges Erbe beanspruchen wollen. Stattdessen muss ich mich von oben herab behandeln und für dumm verkaufen lassen. Nicht mit mir, meine Damen und Herren Juristen. Es war von Anfang an klar, dass ich die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft mit meinem Bruder gegen alle Widerstände so lange aufhalten würde, bis ich in Erfahrung gebracht hatte, was ich wissen musste. Es war schwierig und zeitraubend, weil die Richter in Zusammenarbeit mit den beteiligten Anwälten nicht mich, sondern meinen Bruder unterstützen. Aber ich habe es geschafft.

Ich lebe im Freistaat Bayern, dessen Justiz seit mehr als einem halben Jahrhundert fest in CSU-Hand ist. Kurzzeitig gab es einen Justizminister von der SPD und einen von der FDP, aber das ist schon so lange her, dass es nicht mehr wahr ist. Die Klaghaferlanwälte meines Bruders sind mit einem CSU-Landtagsabgeordneten befreundet, der als nächster bayerischer Justizminister gehandelt wird. Mein Bruder ist ein langjähriger Duzfreund des Mannes, der mit Empfehlung dieses CSU-Abgeordneten 2008 Freisinger Landrat wurde und damit Dienstherr des Betreuungssachbearbeiters, der noch wüstere Verleumdungen über mich verbreitete als die Winkeladvokaten meines Bruders.

Wenn Sie in Bayern leben und Angela Merkel als Bundeskanzlerin haben wollen, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig als am 24.09.2017 wieder einmal die CSU zu wählen und weiterhin den undurchdringlichen Filz in Kauf zu nehmen, der sich während der jahrzehntelangen und unangefochtenen Herrschaft dieser Partei gebildet hat. Es gibt Bestrebungen, damit auch wir in Bayern die CDU direkt wählen dürfen. Bis jetzt ist ihnen kein Erfolg beschieden. Das Bundesverfassungsgericht hat eine entsprechende Klage auf Wahlfreiheit abgewiesen.

Es war idiotisch, dass mir das Betreuungsgericht die Betreuung der Mutti verweigert hat, wenn das Nachlassgericht nach ihrem Tod einen Erbschein ausstellen musste. Es war idiotisch, dass mir das Nachlassgericht ein Nachlassverzeichnis verweigert hat, wenn das Betreuungsgericht die Schlussrechnung nicht erlassen kann. Die Schlussrechnung, das Nachlassverzeichnis und die Erbschaftsteuererklärung werden zum selben Stichtag erstellt. Daher enthalten diese Dokumente dieselben Angaben. Es ist idiotisch, dass mir das Erbschaftsteuerfinanzamt die Akte der Mutti verweigert, wenn ich als Miterbin eine Schlussrechung verlangen kann.

Ein Ablauf wie aus dem Lehrbuch: Die Anwälte meines Bruders eröffnen mit einer juristischen Sprechblase ein gerichtliches Verfahren, das sich gegen mich richtet. Das Gericht reagiert darauf mit der juristischen Sprechblase, die die ZPO dafür vorsieht. Die Sprechblasen meiner juristischen Vertreter bleiben zwar nicht leer, enthalten aber nichts, was aus den Sprechblasen der Anwälte meines Bruders die Luft raus lässt. So geht es hin und her, bis letztere die Oberhand gewinnen und das Gericht gegen mich entscheidet. Das Gericht entscheidet seit Jahren nur gegen mich und erreicht trotzdem nichts. Idiotisch, nicht?


Bis zum nächsten Mal
Ihre Frau Biedermann

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